Zebra

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Tango

Tango dies slowly

Tango - Tanz der Unterdrückten: Vor mehr als 200 Jahren verschafften die Randschichten der Gesellschaft, die eigentlich nach Buenos Aires kamen, um ihr Glück zu finden, ihrem Elend Ausdruck durch jene ersten Tanzschritte, die heute zum Weltkulturerbe gehören. Der Tango galt damals den besseren Schichten als anstößig und verkommen, heute ist er gerade für die Oberen zur Touristenattraktion avanciert. Die klatschenden Zuschauer vergessen dabei allzu oft den Ursprung und die Geschichte dieses bedeutungsvollen Tanzes: „Der Tango kommt aus den Slums, nicht vom Parkett. Wenn man das nicht mehr sieht oder spürt, dann ist er tot.“ So die Tänzerin Carmen Calderon. Was sie damit meint, ist ganz essentiell: Tango kann niemals oberflächlich sein. Er ist immer ernst. Er ist immer traurig und sinnlich zugleich.

Tini Papamichalis und Dietmar Baum übertragen mit ihrer Fotoserie Der Tango stirbt langsam diese Ambivalenz des Tangos aus Schönheit und Elend auf die Metropole Buenos Aires. Mit modernster Hasselblad Technik fügen sich die FineArt-Fotografien zu einer vielschichtigen Collage des Buenos Aires von heute.

Dabei sind es gerade die leisen Töne, die die Fotografien so feinsinnig machen. Der farblose Gemüsehändler, der sich Tag für Tag aus seinem Auto quält, der Stuhl auf dem Bürgersteig, der auf jemanden zu warten scheint oder uns zum Warten einlädt (worauf wir warten scheint in dieser Stadt nicht so wichtig zu sein). Hauswände sind hier wie Regenbögen, dem Symbol für die Hoffnung.

Mehr als 200 Jahre nach der Geburtsstunde des Tangos in den Elendsvierteln, findet sich neben modernen Wolkenkratzern ein Baukran aus der DDR. Deplatziert und wie in einem Schuhkarton sitzt die Poollandschaft des Luxushotels inmitten der argentinischen Lebenswirklichkeit. Durch gezielte Unschärfe entstehen aus belebten Straßenszenen für den Betrachter neue Formen, die sich auch auf den bunten Wänden der Stadt wiederfinden: Genau wie im Tango, kommen in den zahlreichen Graffitis Leid und Freude des Lebens auf einem Punkt zusammen. Eine neue Zeit benutzt neue Ausdrucksformen, die nicht weniger melancholisch sind.

Durchgängig kommt in den Fotografien die unterschwellige Stimmung zwischen Eleganz und Verfall zum Ausdruck: ein alltägliches Wechselspiel aus dem Hunger nach Kapitalismus und jenem nach dem Leben. Einem Leben, das selbst ist, wie der Tango: traurig, sinnlich, erotisch, gewaltsam und leise. Doch wäre es das nicht, dann wäre es nicht ihr Leben, dann wäre es nicht ihr Tanz.

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Tini Papamichalis

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